PIKO liefert die Mitteleinstieg-Steuerwagen der DB aktuell mit analoger Spitzenlicht-Ansteuerung und ohne Innenbeleuchtung aus. Wer digital fährt, muss sich einen Funktionsdekoder einbauen. Das hat PIKO dem Modellbahner nicht gerade leicht gemacht.
Diese Anleitung mag helfen, Tücken und Unsicherheiten zu klären, denn die beigelegte Anleitung lässt viele Fragen offen.
Öffnen des Wagens
Zunächst muss der Wagen zerlegt werden. Die PIKO-Anleitung legt den typischen dreihändigen, feingliedrigen Modellbahner zugrunde. Wer diesem Bild nicht entspricht, sollte sich ein paar Gedanken um die sinnvolle Vorgehensweise machen:
- Mit ein paar sauber gefertigten, runden Holz-Zahnstochern kann man das Gehäuse, von der Mitte ausgehen, zu allen Seite aufspreizen
- Dabei sollte man die Zahnstocher niemals unter dem Fenstern ansetzen, denn unter den Fenstern sind die Tische angespritzt und können leicht abbrechen:
- Es gibt auf jeder Seite 5 Rastnasen:
2 jeweils über der äußeren Achse
auf der Nicht-Steuer-Seite beidseitig genau in der Mitte des Abteils und zur Mitte hin neben dem Doppelsitz, dem ein Einzelsitz zum Mitteleinstieg gegenüberliegt
Auf der Steuerseite lokführerseitig 3. Fenster von Mitteeinstieg gezählt unter Tisch, "heizer"seitig 1. Fenster vom Mitteleinstieg gezählt unter dem Tisch und 4. Fenster unter dem Tisch - Dann kann man den Boden an den Tritten des Mitteleinstiegs vorsichtig fassend abziehen. Auf allen Bauteilen sind Passnummer eingeprägt, "1" ist das Toiletten-Ende", "2" das Steuer-Ende.
Wer mag, kann den Wagen weiter zerlegen, um Details durch zutreffende Lackierung hervorzuheben. Die Platine ist mit einer feinen Selbstschneideschraube befestigt, welche garantiert schnell verschwindet, wenn man sie nicht sicher weglegt (Tesafilm hilft, sie zu fesseln).
DEKODER-Einbau
Die PIKO-Anleitung ist sehr knapp gehalten. Sie empfiehlt, den analogen Platinenteil abzubrechen, ohne genau darauf einzugehen.
Ich habe die Platine zunächst von der Inneneinrichtung durch Lösen der Schraube und vorsichtiges Abnehmen entfernt:
So sieht man die vorgelochte Bruchkante. Der hier links sichtbare Teil der Platine soll mit einer Telefonzange abgetrennt werden - bei ausgebauter Platine würde ich die ROCO-Bastelsäge o. ä. einsetzen. An die rechts von der Lochreihe liegenden Lötpads soll der Modellbahner den Dekoder anlöten. PIKO weist auf "sauberes Löten" hin...
PIKO selbst empfiehlt den Einbau des hauseigenen Funktionsdekoders Kat.-Nr. 56126. Auf den ersten Blick scheint er dem Funktionsdekoder TAMS FD-R extended2 vom TAMS zu entsprechen. Ich verwende einen hier noch ungenutzt herumliegenden TAMS FD-R extended aus 2013 - die 5er-Packungen der Funktionsdekoder bei TAMS sind sehr günstig und so ist ein kleiner Vorrat oft vorhanden. Es genügt übrigens der aktuelle, sehr kleine FD-R basic, wenn man die weiteren Features des extended-Typs nicht braucht.
Der von PIKO in der Anleitung zum Wagen beigefügte Anschlussplan ist etwas optimistisch, er suggeriert eine gespiegelte Lage der Anschlusspads. Dem ist nicht so. Deshalb hier die nackte, harte Wahrheit für Bastler mit wenig Erfahrung im Anschließen von Dekodern:
Ich habe die Pads mit den korrespondierenden Farben als Farbpunkt belegt. Am besten lötet man zunächst, wenn nicht schon verkabelt, feinste Kabel an den Dekoder, längt diese ab und lötet sie dann auf die Wagenplatine. Vorher sollte man sich Gedanken um die Befestigung des Dekoders im Wagen machen - dazu gibt PIKO keine Hinweise.
Innenbeleuchtung
PIKO empfiehlt als Innenbeleuchtung das hauseigene Produkt Kat.-Nr. 56280. Händler haben mir erzählt, dass die PIKO-Beleuchtungssätze 56280 und 56281 nicht immer von guter Qualität sind. Wer also andere Einsätze bevorzugt, muss diese zwar selbst befestigen, kommt aber möglicherweise "besser" weg. Ich werde einen Streifen von hufingtronic einsetzen, die ich immer vorrätig habe. Die Wagen waren mit "Neon"-Stäben beleuchtet, warmweiß als Farbe passt also und, falls der Dekoder es erlaubt, ist Einschaltflackern angebracht. Mit dem PIKO- oder dem großen TAMS-Dekoder lassen sich Licht, Führerstandsbeleuchtung, Dienstabteil und auch das Schlusslicht, dass man am WC-Ende nachrüsten könnte, schalten, der kleine TAMS schaltet nur zusätzlich zum vorderen Lichtwechsel eine weitere Funktion. Ich persönlich habe für die Führerstandsbeleuchtung keinen Bedarf, sie ist aber ebenso wir die Beleuchtung des kleinen Dienstraumes zwischen Tür und Steuerstand eingebaut. Dafür muss bei mir die Glocke am BÜ läuten, was der TAMS FD-R extended leistet.
Anschlüsse:
Die PIKO-Anleitung ist irritierend, weil sie für diesen Wagen ohne Gepäckabteil nicht stimmt.
Korrekt ist folgende Belegung:
Weiss ist das Spitzenlicht
Gelb ist das Schlusslicht am Führerstand
Grün ist die schaltbare Führerstandsbeleuchtung
Die Dienstabteilbeleuchtung existiert nicht, es gibt kein Dienstabteil, deshalb ist
Violett die schaltbare Innenbeleuchtung F2, die direkt an die PIKO-Wagenplatine an das lange, lose weisse und hellblaue Kabel angeschlossen wird.
Den Schienenstrom rot und schwarz, der seitlich am Führerstand hochgeführt wird, habe ich von der Platine abgelötet und direkt an den Dekoder angelötet. Das Klebeband vom Lichtkabel habe ich zur Isolation auf die Wagenplatine geklebt und dann den Funktionsdekoder darauf gelegt.
Der Lautsprecher will nicht ohne Drossel leben, das schafft Platzprobleme.
Das Löten am offenen Wagen ist nicht einfach, wer unsicher ist, sollte es lassen. Insgesamt ist diese Bastelei eine ziemliche, unzeitgemäße Unverschämtheit von PIKO, nur, um ein paar Cent für eine Dekoderplatine zu sparen. Die Analogplatine ist sicher nicht viel billiger.
Ich habe Hoffnung, dass ein DCC-Spezialist hier eine Austauschplatine mit Schnittstelle entwickeln wird. Sobald ich näheres melden kann, werde ich das hier und in Facebook vermelden.
Die Inneneinrichtung und Zurüstung hat eine Eigene Seite
Text und alle Fotos, soweit nicht abweichend vermerkt, © Will Berghoff November 2018