Die Deutsche Reichsbahn forcierte bereits weit vor Beginn des 2. Weltkrieges die Entwicklung leichteren Rollmaterials. Dazu gehörte auch die Entwicklung leichterer Kesselwagen. Die meisten Kesselwagen wurden tatsächlich nicht von der Deutschen Reichsbahn beschafft, sondern von Nutzern und Betreibergesellschaften, so dass fast alle Kesselwagen tatsächlich als [P]-Wagen von diesen Betreibern zu Zehntausenden bei der DR eingestellt wurden. Eine besonders auffällige Bauart ist die Selbsttragende Bauart von Westwaggon, Köln-Deutz, die bei 2-Achsern und Drehgestellwagen angewandt wurde und auch als "Wannentender"-Konstruktion Anwendung fand.
Bei dieser Bauart sind die Achsträger als Einzelachsfahrwerk ausgebildet und direkt an den Kessel geschweißt.
In H0 gab es diese Bauart schon recht früh von TRIX EXPRESS als 2-Achser und als Drehgestellwagen. Ein zeitgemäßeres Modell ist aus dem Formensatz von KLEIN MODELLBAHN nunmehr bei ROCO erhältlich. Den aktuellen Stand des Modellbaus repräsentiert das seit 2014 in Varianten erhältliche, erste Güterwagenmodell von ESU, sonst bekannt als Modellbahn-Elektronik-Anbieter.
Ich habe zur Betrachtung das Modell Kat. Nr. 36228 in DR-Nachkriegsausführung EP. IId/IIIa Bi-Zone gewählt, das mit dem Untersuchungsdatum 16.7.1951 eine betriebliche Besonderheit in der Geschichte der deutschen Eisenbahnen und auch gleich der Industrie bildet:
- Aufgrund der Spannungen zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland wurden Güterwagen für den Transitverkehr mit West-Berlin und auch den Interzonenverkehr noch nach Gründung der Deutschen Bundesbahn bis weit in die 50er Jahre auch nach Hauptuntersuchungen mit DR-Zonenanschrift beschriftet. Modelle, die dies zeigen, sind rar, ein weiteres [P]-Wagen-Modell ist mir nicht bekannt.
- Das Modell zeigt als Einsteller die Anschrift der Nachkriegs-Vorgänger-Gesellschaft des bekannten Treibstoffanbieters ARAL BV AG.
- Das Fahrzeug trägt noch den Gattungsbezirk, in diesem Fall "ESSEN" für die Kesselwagen als Kennzeichnung und nicht "Z" für Zisternenwagen ("Kesselwagen" ist sprachlich irreführend, es handelt sich um Behälter zum Transport und Lagerung und in den meisten Fällen nicht um Behälter, die unter Druck stehen)
- Beide letztere Änderungen erfolgten in 1951, das Untersuchungsdatum ist mit 16.7.1951 entsprechend geschickt gewählt.
Ein Foto bei Ablieferung eines baugleichen Wagens 508 768 für denselben Betreiber findet sich im ARACHNE-Archiv aus dem Bestand des KHD/Westwaggon-Werksarchives Bild 107-GN2071
Diese Bauart war stets mit 34m²-Behältern ausgestattet.
Die Bauart Uerdingen, bei der ein durchgängiges, tragendes Fahrwerk vorhanden war, erlaubte unterschiedliche Behältergrößen.
Text und alle Fotos, soweit nicht anders vermerkt © Will Berghoff 2019